Haushaltsanträge für ein queeres Zentrum in Karlsruhe

Haushaltsanträge für ein queeres Zentrum in Karlsruhe

Gemeinsam mit uns stellt die Gemeinderatsfraktion DIE LINKE, auf Basis eines Businessplans der Boston Consulting Group (BCG), einen Haushaltsantrag über 80.000 Euro jährlich für ein queeres Zentrum. Die GRÜNEN erwähnen die institutionelle Förderung eines queeren Zentrums in ihrer Haushaltsrede und reichen einen Antrag für 35.000 Euro jährlich ein.

Was in vergleichbaren Städten wie Tübingen, Heidelberg, Mannheim oder Stuttgart schon existiert, wollen wir als queerKAstle auch in Karlsruhe ermöglichen: Ein queeres Zentrum, das der gesamten queeren Community offensteht und verschiedene Angebote von Bildung über Beratung bis hin zu kulturellen Veranstaltungen schafft. Nicht nur wäre ein solches Zentrum für die ca. 33.000 queeren Menschen[1] und die existierenden queeren Gruppen in Karlsruhe Treffpunkt, Anlaufstelle und Safe Space. Auch würde Karlsruhe durch ein queeres Zentrum dem städtischen Anspruch, eine weltoffene und vielfältige Großstadt zu sein, gerechter werden und gleichziehen mit ähnlich strukturierten Städten in der gesamten Bundesrepublik. Bereits im Sommer überreichte der Beirat von queerKAstle OB Frank Mentrup den Forderungskatalog „Queer leben in Karlsruhe“, nun werden die Forderungen im Hinblick auf den städtischen Haushalt noch konkreter.

Mit einem queeren Zentrum als Ziel im Blick arbeiteten wir, der Vorstand von queerKAstle, in den letzten Monaten auf die Frist für die Einreichung von Haushaltsanträgen im Gemeinderat am 16. Oktober 2023 hin. Schon früh gingen wir dahingehend mit den Fraktionen des Karlsruher Gemeinderates ins Gespräch und stieß grundsätzlich auf Offenheit und Wohlwollen. Doch ohne Businessplan kein queeres Zentrum, so der Tenor aus den ersten Fraktionsgesprächen.

„Dass wir einen professionellen Businessplan als Grundlage für ein queeres Zentrum in Karlsruhe brauchen, war uns von Anfang an klar“, erzählt der erste Vorstandsvorsitzende Michael Lauk. Die Erstellung eines solchen Planes sei allerdings nur möglich, wenn Fachleute aus dem Finanzbereich involviert seien. „Wir sind deshalb sehr stolz darauf, dass die Boston Consulting Group uns bei der Erstellung des Businessplans pro bono unterstützt hat“, so die Sprechende des Vereins, Alexandria Dritschler. Zusammen mit dem weltweit renommierten Unternehmen BCG arbeitete der Verein an einem Finanzplan, der den Raumbedarf, die Personalkosten und die sonstigen Anforderungen und Bedürfnisse zusammenbringt. Als Referenzwerte dienten eine Bedarfserhebung innerhalb der queeren Organisationen in Karlsruhe sowie eine Benchmarkstudie, an der sich dreiunddreißig queere Zentren aus Deutschland, Österreich und der Schweiz beteiligten.

Mit dem fertigen Businessplan in der Tasche startete die zweite Gesprächsrunde mit den Fraktionen. Die Reaktion auf die konkreten Zahlen waren nun deutlich verhaltener als aufgrund der ersten Gespräche und der Zusicherung von Unterstützung zu erwarten. Nur DIE LINKE sicherte dem Vereinsvorstand zu, dass sie einen Haushaltsantrag für die Finanzierung eines queeren Zentrums auf Basis des Minimalziels im Businessplan unterstützen. Etwas enttäuscht zeigte sich der Vereinsvorstand von der Reaktion der GRÜNEN, die im Vorfeld deutlich ihre Unterstützung ausgedrückt haben. Die zweite Vereinsvorsitzende Anica Abd-el-Ghani erklärt: „Man sagte uns in den Gesprächen immer wieder, die Haushaltslage sei zu angespannt, man müsse sparen und könne keine neuen Posten dieser Dimension in den Haushalt der Stadt aufnehmen.“ Es bliebe jedoch fraglich, wann damit zu rechnen sei, dass sich die Haushaltslage entspannt. „Wir können nicht einfach abwarten. Die queere Community wird in Karlsruhe seit Jahren sehr spärlich gefördert und nun wird es Zeit, den Bedürfnissen nach einem Safer Space und einem Treffpunkt von dieser großen Gruppe von Menschen gerecht zu werden“, so Vorstandsmitglied Susanne Schmidt. Dass die GRÜNEN nun zumindest einen Haushaltsantrag über 35.000 Euro für einen queeren Begegnungsraum stellten und ein queeres Zentrum in ihrer Haushaltsrede erwähnten, signalisiert die Unterstützung der Fraktion.

Nun liegen dem Gemeinderat drei Anträge im Bezug auf ein queeres Zentrum vor. Der Verein hat trotz Benchmarkstudie und fundierten Kalkulationen in Absprache mit DIE LINKE die geforderte Summe auf 80.000 Euro reduziert. „So wäre zumindest ein Grundbetrieb möglich. Wir könnten mit der Fördersumme zwar nicht alles umsetzen, was andere queere Zentren an Arbeit leisten, aber es wäre ein Start“, stellt Yannik Hödl aus dem queerKAstle Vorstand klar. Wenigstens könnten so die Kosten für eine Immobilie und eine 50%-Stelle als sozialpädagogische Leitung gedeckt werden. Bei allem Weiteren wolle man erst einmal über ehrenamtliche Arbeit in Vorleistung gehen und sich so gegenüber der Stadt beweisen. Den gleiche Antrag reichte queerKAstle e.V. auch als Antrag aus der Bürger*innenschaft ein. Der Haushaltsantrag der Grünen über 35.000 Euro wird von queerKAstle zwar grundsätzlich begrüßt, stößt jedoch auch auf Skepsis im Vorstand. Nicht zuletzt weil der Antrag ab 2026 eine Reduzierung der finanziellen Zuschüsse auf nur noch 28.000 Euro vorsieht. „Mit der verhältnismäßig geringen finanziellen Unterstützung, die von den GRÜNEN für ein queeres Zentrum gefordert wird, kann man im besten Falle kurzfristig queere Kulturräume schaffen. Durch die Erstellung des Businessplans wissen wir jedoch, ein queeres Zentrum lässt sich damit dauerhaft nicht finanzieren.“ so Alexandria Dritschler.

Für den Verein queerKAstle, hinter dem nicht nur bereits 135 Mitglieder, sondern über den Vereinsbeirat auch ca. 20 queere Organisationen, Gruppierungen und Vereine aus Karlsruhe stehen,  sind die ersten Haushaltsanträge für eine finanzielle Förderung eines queeren Zentrums in Karlsruhe eine wichtige Botschaft an die Stadt. Die queere Community braucht einen Ort, der Angebote bündelt, Möglichkeiten zur Vernetzung bietet, Sicherheit gibt und Anlaufstelle ist – und es gibt engagierte Menschen in Karlsruhe, die bereit dazu sind, für dieses Ziel großen Einsatz zu zeigen.

[1] Gemäß Pride Studie 2023 von Ipsos identifizieren sich 11% der Deutschen als queer. Mit aktuell ~300.000 Einwohner:innen (Ende 2022) in Karlsruhe wird die Anzahl queerer Menschen in Karlsruhe auf ~33.000 Menschen geschätzt

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